Jedes Jahr pilgert eine kleine Schweizer Delegation nach Cannes, diesmal waren es 5 Finnsegler, die in unterschiedlichem Ausmass ins Geschehen eingriffen. Die Semaine Internationale heisst neu "Trophée Jean Claude Montesínos", zu Ehren des letztes Jahr leider ganz plötzlich verstorbenen Clubpräsidenten und Finnsegler. 67 sonnen- und windhungrige Finnisti traten dieses Jahr an, darunter auch die Weltspitze. Bilder
Stöffi und ich traten unsere Reise Samstag Morgen an nach einer etwas kurzen Nacht, konnten uns aber während der Fahrt beim Schlafen abwechseln. Also ging es schnell vorbei. Am Samstag Abend in Cannes es goss in Strömen und Carlo hat uns auf die andere Seite der Stadt bestellt (die einzige und beste Pizzeria weit und breit, gleich neben den 500 anderen). Wenn es richtig regnet, läuft in Cannes das Wasser zentimeterhoch über Trottoirs und Strassen, etwas wie Abflusskanäle konnte ich nicht ausmachen. Umso wichtiger war es daher, dass wir ganz viel von diesem Wasser mit unseren Socken und Hosenbeinen aufsaugen konnten.
Am Sonntag war eigentlich Trainieren angesagt doch es herrschte Melancholie. Und Bier. Wir sassen gemütlich im Club und sahen verträumt auf die See, wo sich die Wogen bei 7 Bf überschlugen. Nur Thomas nutzte die Zeit um sein Boot fertig zu stellen. Unter fachkundiger Beratung der vielen anwesenden Experten schaffte er es gerade noch als letzter zu vermessen. Am Abend wollten wir es besser machen als am Vortag, landeten aber in einer Schicki-Mickeria und mussten uns anschliessend in einer Bar trösten. Dort wurde es spät und verworren. Um im Nachhinein etwas Klarheit zu schaffen, hier nur soviel: Marlon hiess die Bar, Justine die Bedienung.
Am Montag liess der Wind auf sich warten und etablierte sich erst am Nachmittag. Leider brachten wir immer nur 2 der erforderlichen 3 Kommunikationsgeräte zum Laufen und mussten dann ohne sie auskommen. Es standen 3 Bf an, aber eine sehr grosse Dünung mir einer überlagerten, schäumend brechenden Welle. Mit einem solchen Brecher konnte ich nähere Bekanntschaft machten und kam nur Dank Stöffis grossem Erfahrungsschatz heil durch. Am Abend sind wir der Familie Fatzer in eine kleine, gemütliche Tratoria gefolgt und schlossen mit einem Spaziergang durch das nächtliche Cannes ab.
Zum Wettkampf. Als Anmerkung für die ganze Regatta möchte ich festhalten, dass es keinen Lauf ohne einen Massenfrühstart gab und nur 2 Läufe ohne die Black Flag. Der Wind blieb die ganze Woche tagsüber linksdrehend und die Wetterprognosen stimmten nie.
Am Dienstag Nachmittag wurde ohne jegliches Briefing nach 2 Stunden Warten der AP Wimpel eingeholt und wir fuhren raus. Es wurden 2 Läufe, bei 3-4 Bf, vielen Drehern und wolkenlosem Himmel gesegelt. Insbesondere im 2. Lauf erlebten wir an der 2. Kreuz einen Linksdreher von nahezu 40°, der viel zu reden gab. Allerdings war die WFL immer bemüht die Bahn anzupassen, so wurde z.B mehrfach der Start abgebrochen um die Tonnen zu versetzen. Da es beim Einlaufen bereits dunkelte, verlegten wir unser Debriefing in eine Pizzeria. Stöffi hatte viel Videomaterial gesammelt und ging mit uns die Fehler durch. Bei Pasta und Landwein war das erträglich.
Mittwoch wurde wie jeden Tag zunächst gewartet und erst um 15 Uhr gestartet. Es wurde nach 2 Massenfrühstarts ein schöner Lauf bei 3 Bf durchgeführt und auch unsere Hausaufgaben den Start betreffend haben wir gemacht. Also gingen wir entspannt in den Abend. Stöffi und ich hatten ein echt gemütliches Hotel. Ein Baggagier in Livree hob die nassen Taschen auf, wenn man sie ermüdet im Entrée auf das Marmor fallen liess. Ein uniformierter Vagonier fuhr unseren Wagen vor, oder pfiff ein Taxi herbei, kaum blieb man vor der Drehtür stehen. Wir hatten uns mit Thomas in der Halle vereinbart, aber als wir ankamen, war sie leer. "Er ist da", sagte Stöffi und zeigte auf ein kleines, etwas verbeultes Trottinett. Thomas war in der Telefonkabine, er hat es nicht so mit den Handys und als wir zurückkamen war das Trottinett weg. Wir erkundigten uns beim Consierge, dieser rief den Vagonier und der wiederum klatschte in die Hände und rief: " Le Trottinett pour Monsieur!", das auch umgehend gebracht wurde. Thomas stellte sich drauf und schwebte leise auf dem polierten Marmor davon.
Rolf Elsässer leistete uns und Familie Fatzer Gesellschaft in einem kleinen Restaurant mit Schweizer Bedienung. Neben einem gemütlichen Cheminée erfuhren wir unter Anderem, dass es gar nicht das Holz ist, das da brennt. Es sind die Gase, Holz ist eigentlich unbrennbar! Wir haben das anschliessend in einem Pub mit reichlich Murphy's-Ale verarbeitet.
Am Donnerstag wurde der erste Lauf östlich der Inseln durchgeführt. Der Wind schwächelte, drehte nach links und stellte dann ab. Der Lauf war gültig, aber etwas frustran. Nach einer Pause wurde das Feld nach Westen in die Bucht von Cannes transferiert und es stellte sich ein Westwind von 4-5 Bf mit einer sehr hohen Welle ein. Das war vermutlich der beste Lauf der Regatta. Am Abend fand der Seglerabend im Yachtclub statt. Für die vielen Segler und ihre Begleitung musste ein Zelt angebaut werden und auch die kleine Küche schien etwas am Anschlag.
Freitag wurden 2 Läufe durchgeführt, der erste im Osten bei etwa 2Bf mit den üblichen Linksdrehern. Für den zweiten wurde das Feld weiter nach Westen Richtung Wind verschoben. Leider stellte auch hier kurz vor dem Ziel der Wind ab, mit dem Effekt, dass sich alle 60 Segler eng gedrängt 50 m vor dem Ziel bei totaler Windstille wiederfanden. In dieser Situation werden sämtliche ISAF-Regeln ausser Kraft gesetzt und es gelten die Gesetze eines Fischschwarms. Ganze Gruppen bewegen sich synchron, luven gemeinsam an oder wenden, ohne das ein Einzelner die geringste Chance hätte, die Richtung irgendwie zu bestimmen. Von aussen ein poetisches Bild, wäre da nicht dieser ohrenbetäubende Lärm. Es hat wohl seinen Grund, warum Fische stumm sind.
In der Folge hat sich auch die Preisverleihung wegen mehreren Protesten verzögert. Die Preise wurden analog zu den Masters in Altersklassen vergeben. Unser Vagonier liess sich durch unseren Doppeltrailer mit Finn und Motorboot nicht abschrecken und nahm alles in seinem Fuhrpark auf. So konnten wir Samstag Morgen in aller Frühe losfahren.
Es war wie immer ein super Anlass und vor allem ein Stück Frühling mitten in nasskaltem Winter.
Jiri, SUI 4
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